die Suche und Reise hat ein Ende, wir haben unser neues Zuhause in Mecklenburg Vorpommern gefunden. In der mecklenburgerischen Seenplatte fühlen wir uns sehr wohl und haben ein nettes Häuschen gefunden. Viel Arbeit wird es noch kosten bis es wieder im neuen Glanz erstrahlt.
Samstag, 23. August 2008
Cochenille Läuse an Kaktusfeigen
Cochenille sind getrocknete, weibliche Schildläuse, welche auf Kakteen (z.B. Opuntia coccinellifera, Nopalea cochenellifera) leben. Der wissenschaftliche Name für diese Läuse lautet Dactylopius coccus. Nach dem Larvenstadium setzen sich die nur wenige Millimeter grossen Insekten auf der Pflanze fest, wo sie bis zu ihrem Tod unbeweglich verbleiben. Sie ernähren sich ausschliesslich von Pflanzensaft. Die Cochenilleläuse werden durch abstreifen mit Pinseln oder Palmwedeln mehrmals im Jahr "geerntet".
Da es sehr mühsam ist, Cochenilleläuse in der freien Natur auf ihren Wirtspflanzen zu suchen, werden diese Pflanzen in Kulturen angepflanzt und mit Läusen "beimpft". Solche auch Nopalerien genannten Plantagen gibt es hauptsächlich in Peru, Mexiko, Guatemala und Honduras. Auf einem Hektar können 300-400 kg Läuse geerntet werden. Für ein einziges Kilo werden etwa 140.000 Läuse benötigt. In Europa sind die Kanarischen Inseln ein wichtiger Lieferant für Cochenille von Wildstandorten.
Neben dieser "amerikanische Cochenille" sind zwei weitere Läusearten im Handel, welche aus Polen, der Ukraine, Kleinasien und dem Kaukasus stammen (polnische Cochenille, Porphyrophora polonia) oder aus Armenien und Azerbeidjan geliefert werden (armenische Cochenille, Porphyrophora hameli). Man unterscheidet die verschiedenen Cochenilleläuse anhand ihrer Inhaltsstoffe. Die Hauptfarbstoffe sind, jeweils in unterschiedlichen Anteilen, Karminsäure, Kermessäure und Flavokermessäure (Laccainsäure D). Chemisch sind diese drei Säuren in die Gruppe der Anthrachinone einzuordnen.
Cochenilleläuse können in unterschiedlichen Erscheinungsformen erworben werden. Die Art der Weiterverarbeitung der geernteten Läuse bestimmt dabei über das Aussehen. Wurden die Läuse mit Schwefeldämpfen getötet und in Öfen getrocknet, so ist die Cochenille weiss überstäubt und wird als "Silbercochenille", "silberglänzende Jaspeada" oder auch "Grana jaspeada" gehandelt. Das Trocknen in der Sonne führt zu einem grauen Äusseren der Läuse ("Grana grisea"). Wurden die Läuse durch kochendes Wasser getötet, so geht die äussere Wachsschicht verloren und die Läuse bekommen ein glänzendes, rötlich schwarzes oder braunes Aussehen ("Grana negrilla"). Cochenille von Wildstandorten wird als "Grana silvestris" gehandelt.
Während für grobe Stoffe früher hauptsächlich Krapp oder Flechtenpurpur (Orchil) verwendet wurde, wurden feine Woll- und Seidenstoffe mit der teureren Cochenille eingefärbt. Je nachdem ob Zinn oder Aluminium zur Beize zugesetzt wurde, konnten karmesinrote, rosa oder scharlachrote Farbtöne erzielt werden. Durch Alkalisierung des Färbebades erhielt die Farbe einen Blaustich. Sehr häufig wurden auch Cochenille-Lacke hergestellt. Unter dem Namen Carmin Naccarat ist ein Aluminium- oder ein Aluminium-Calcium-Lack der Carminsäure im Handel (siehe Carmin Naccarat).
Rezept aus Indien um mit Cochenille Seide zu färben:Um eine dauerhafte, lichtechte Färbung auf textilen Materialien mit Naturfarben zu erhalten, ist eine Vorbehandlung des Färbeguts mit Beizstoffen unbedingt notwendig. Nur sehr wenige Naturfarbstoffe können ohne Beizverfahren haltbar und lichtecht färben. Der wichtigste Beizstoff für Seide ist Alaun Die Beize ermöglicht die dauerhfte Bindung de sFarbstoffs an die Faser. Für 100 Gramm Seide braucht man 15 bis 25 Gramm Alaun. In wenig Wasser wird diese Menge bei 30° bis 25° C anschliessend mit soviel Wasser aufgefüllt, dass die Seide gut bedeckt über Nacht eingelegt werden kann. Danach wird die Seide nur einmal gespült und getrocknet. Die Seide muss jedoch immer feucht in die Färbeflotte zum Färben eingebracht werden.
Für 100 Gramm Färbegut Seide benötigt man 25 Gramm Cochenille. Cochenille wird in einem Mörser fein pulverisiert und mit ca. einem halben Liter Wasser über Nacht eingeweicht. Anscliessend wird der Farbstoff in einem Mullsäckchen 30 Minuten ausgekocht und gefiltert. Der abgekühlte Farbsud wird mit der zum Färben notwendigen Wassermenge aufgefüllt.
Bei ca. 40° C Temperatur wird der Seidenstoff locker in den Farbsud eingelegt und vorsichtig während der Färbezeit bewegt. Die Färbetemperatur des Farbsuds wird in ungefähr 30 Minuten zu 70° C hochgefahren. Die Seide wird 60 Minuten lang bei dieser Temperatur gefärbt. Danach wird die gefärbte Seide mit langsam abfallenden Temperaturen ausgeflottet, mit Seidenwaschmittel gewaschen, solange gespült bis keine Restfarbe mehr im Wasser sichtbar ist, fixiert und gestärkt.
Dieses Farbrezept ist ein Grundrezept der Farbe Rot Cochenille, das man natürlich mit Zusätzen zu unterschiedlichen Rottönen verändern kann. Gebe man beispielsweise 12 Gramm Weinstein hinzu, entsteht edie Farbe Hellkarmoisin.
Der natürliche Farbstoff Cochenille wird heute gelegentlich als Lebensmittelfarbstoff (E 120) im roten Campari verwendet. Meistens handelt sich aber bei dem in den Lebensmitteln verwendeten Cochenillerot um künstlich hergestelltes Carmin (zum Beispiel E 124 in Gummibären). Cochenille kann Allergien auslösen, wenn es eingenommen wird, daher erscheint seine Verwendung als Lebensmittelfarbstoff fragwürdig.
Lippenstifte enthalten häufig Cochenille als färbende Substanz. In der Mikroskopie färbt man Zellkerne zur Kontraststeigerung mit Hilfe des Carmins rot an. Cochenille kann auch zur Färbung von Ostereiern verwendet werden.
Quelle:
http://kremer-pigmente.de/36040.htm
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